Wir begrüßen die Zielsetzung des Kreises, das Radverkehrsnetz im Kreis Unna alltagstauglicher zu machen und direkte Verbindungsmöglichkeiten zwischen den Kommunen und den einzelnen Ortsteilen zu schaffen.

Nach einer Untersuchung aus dem Jahr 2013 verfügte der Kreis Unna über einen mittleren Radverkehrsanteil von 12,2 % am gesamten Verkehrsaufkommen. Dabei fällt auf, dass die Mobilität im ebenen Nordkreis bei  21,5 % in Werne liegt, der Radverkehrsanteil im hügeligen Fröndenberg jedoch nicht einmal 3 % erreicht. Das zeigt, dass wir auch in Fröndenberg zusätzliche und ambitionierte Maßnahmen umsetzen müssen, um die Attraktivität der örtlichen Fahrradinfrastruktur zu verbessern und damit den Radverkehrsanteil in unserer Stadt deutlich zu steigern. Die stark zunehmende Zahl der Elektro-Fahrräder reduziert auch die Bedeutung der vorhandenen Topografie für den Radverkehr. 

Die angestrebten Reduzierungen des CO2-Ausstoßes im Klimaabkommen von Paris und die Novellierungen im Bundes-Klimaschutzgesetz sind zudem nur zu erreichen, wenn auch dem Verkehrsmittel Fahrrad mehr Platz im Straßenverkehr eingeräumt wird.

Das vorgelegte Konzept orientiert sich in der Linienführung der Radwege fast ausschließlich  an den bereits vorhandenen Kreis- und Landesstraßen. Diese Straßen sind auf Fröndenberger Stadtgebiet meist sehr schmal und zudem häufig topografisch anspruchsvoll;  vielleicht mit Ausnahme der K24. Auch wenn die Neuanlage eines Radwegs an bereits vorhandenen Straßen zunächst einfacher zu sein scheint, stellt sich dies bei den Fröndenberger Verhältnissen als zugleich sehr aufwendig und langwierig heraus. Um einen Radweg parallel zur Straße anlegen zu können, braucht man Flächen, die es entweder nicht gibt, oder die man von den derzeitigen Eigentümer:innen kaufen können muss. Selbst wenn dies möglich wäre, ist diese Lösung kostspielig und zeitaufwändig.

Wir sind daher der Auffassung, dass man verstärkt Radwege planen sollte, die eine weitgehende eigenständige Verkehrsführung ermöglichen und zugleich die Verkehrssicherheit erhöhen. Im ländlichen Fröndenberg bietet sich ein dichtes Netz von häufig bereits asphaltierten Feldwegen an, die häufig parallel zu vorhandenen Straßen verlaufen und kurzfristig und mit einem Minimum an Aufwand zu Radwegen ausgebaut und entsprechend für den auswärtigen Radler/ die auswärtige Radlerin ausgeschildert werden können.

Es gibt Alternativen zu den Vorschlägen der Planersocietät, die kurzfristig  umzusetzen wären. So verläuft z.B. nur wenige hundert Meter westlich der K24 von der Autobahnbrücke Ostbüren bis zur B1 ein ausgebauter Feldweg. Würde man ein kurzes Stück Zuwegung nördlich der Autobahnbrücke Richtung Westen asphaltieren, hätte man eine sehr gute Verbindung zwischen der K24 und dem Feldweg geschaffen, der Radverkehr müsste sich mit dem Automobilverkehr keinen Verkehrsraum teilen und eine Querung der B1 wäre für die Radfahrer ungleich ungefährlicher als bei der jetzigen Einmündung der K24 in die B1.

Auch anstatt auf den Bau der Eisenbahnbrücke in Kessebüren zu warten, um eine Verbindung von der Landwehr nach Kessebüren sicher zu stellen, sollte man einfach das vorhandene Feldwegenetz und die Bahnunterführung nutzen und könnte an das Radwegenetz Unna direkt anknüpfen.

Wir denken daher, dass ein deutlich größeres Augenmerk auf die Ertüchtigung und Vernetzung der Nebenwege gelegt werden sollte. Auch wenn mancher Weg entlang vorhandener Straßen direkter und damit letztlich auch kürzer erscheint, so sprechen die Aspekte Kosten, kurzfristige Umsetzbarkeit und das gewünschte Erreichen einer Trennung der Verkehrsarten nach unserer Meinung doch deutlich für eine verstärkte Einbeziehung von Nebenwegen.

Bei allen Vorschlägen sind gute Beschilderungen, Schutzbereiche und asphaltierte sowie durchgängige Radwege notwendig, um eine gefahrlose Nutzung zu unterschiedlichen Zeiten und bei jedem Wetter gefahrlos zu ermöglichen. 

Zahlreiche Vorschläge aus dem Radverkehrskonzept kann der Kreis selber planen, bauen und umsetzen. Zweifel an der Umsetzbarkeit/ Machbarkeit  bleiben aber bei Projekten an Landstraßen, Ortsdurchfahrten etc.  bei denen auch andere Interessen zu berücksichtigen sind.

Außerdem ist es für die politischen Gremien in den k.a. Kommunen wichtig zu erfahren, wie die weitere Umsetzung und die Priorisierung der Maßnahmenvorschläge aussehen wird und nach welchen Kriterien diese erfolgen soll. Im „Zwischenbericht des RVK Kreis Unna“ findet sich dazu die Aussage:

„Zur weiteren Umsetzung des Radverkehrskonzeptes ist die Erarbeitung einer Priorisierung der Maßnahmenvorschläge nach bestimmten Kriterien vorgesehen. Für die Maßnahmen an Kreisstraßen soll auf dieser Basis ein Radwegeausbauprogramm als 5-Jahresplan (Kopplung mit mittlerer Finanzplanung) entwickelt werden.“

Da allein über 121 km Radwege-Neubau teils an Kreis-, teils an Landesstraßen geplant ist, wäre es interessant zu wissen, wie die genaue Umsetzungsplanung/Priorisierung, die Umsetzungszeiten und die Kosten aussehen könnten.

Nach Abgabe der Stellungnahmen zum Konzept sollte auch weiterhin ein intensiver Austausch zwischen den Planer:innen, dem Kreis, den Verwaltungen, der Politik und interessierten Bürgerinnen und Bürgern stattfinden. 

Weitere kritische Anmerkungen zu den innerstädtischen Radwegeverbindungen

Es zeigt sich leider, dass es auch im innerörtlichen Radwegenetz von Fröndenberg erhebliche Defizite gibt, die den Fröndenberger:innen die selbstverständliche Fahrradbenutzung im Alltagsverkehr eher verleiden. Sollen die innerörtlichen Radverbindungen wirklich an die überörtlichen Radverbindungen angeknüpft werden, muss aus unserer Sicht nicht zuerst in die Quantität, sondern in die Qualität der bereits vorhandenen und ausgewiesenen Radwegeführungen investiert werden. Erst wenn dies geschehen ist, ergibt eine Ausweitung des Wegenetzes Sinn. 

Grundlegend zu überprüfen und zu verbessern sind:

  • Oberflächenbeschaffenheit
  • Sicherheit – häufig Konflikte mit dem Fußgänger- und Kfz-Verkehr
  • Durchgängigkeit – Lücken im Verlauf
  • schlechte oder fehlende Bordsteinabsenkungen 
  • mangelhafte Beschilderung
  • fehlende farbliche Markierungen für Radfahrer
  • Piktogramme

Es sind unserer Meinung nach stärker Netzlösungen gefragt, die die Ortsteile  sicher und auf radtauglichen Wegen verbinden. Dabei sind auch Knotenpunkte wie die Bahnhöfe zu beachten und auszuweisen.

Dazu sei weiter angemerkt, dass der bereits für letztes Jahr geplante Arbeitskreis Fahrradverkehr in Fröndenberg immer noch nicht an den Start gegangen ist, um sich mit den vielen Stolpersteinen auseinander zu setzen, die der Alltagsnutzung des Fahrrads in Fröndenberg heute noch im Wege stehen.

Zum Ruhrtalradweg möchten wir anmerken

Die aktuelle Verkehrsführung des Ruhrtalradweges in Fröndenberg ist unübersichtlich, verunsichernd, teilweise gefährlich für alle Verkehrsteilnehmer, vor allem im Kreuzungsbereich Ruhrstraße/Mendener Straße. 

Wir schlagen daher eine Überarbeitung der Führung des Ruhrtalradwegs und eine Überplanung der Kreuzung vor. Dabei ist die Querung der Ruhrbrücke einzubeziehen.“

Weitere interessante Infos und Quellen zum Thema:

» Zwischenbericht Radverkehrskonzept Kreis Unna 2021
» Radverkehrskonzept Kreis Unna 2013, Umsetzungsstand Mai 2017
» Fahrradfreundlicher Kreis
» Weiterentwicklung des Konzepts für das Regionale Radwegenetz in der Metropole Ruhr