Ein Wald – viele Vorteile

Naturwälder helfen gegen die Klimakrise

 

Wald ist einer der größten Helfer im Kampf gegen die Klimakrise.  Am effektivsten sind dabei die sogenannten Naturwälder. Sie bieten gleich mehrfachen Nutzen: Naturwälder speichern auf gleicher Fläche wesentlich mehr Kohlenstoff als Wirtschaftswälder. Sie schaffen es, sich selbst zu erhalten und damit stetig die heiße Umgebung abzukühlen. Zugleich fördern sie sowohl die biologische als auch die genetische Vielfalt. Als Experimentierfeld der Natur ermöglichen sie so außerdem die eigenständige Anpassung von Baum-, Pflanzen- und Tierarten an Umweltveränderungen wie den Klimawandel.

Keine Holzernte, keine pflegerischen Maßnahmen: Naturwälder sind artenreiche Waldflächen mit heimischen Bäumen, die sich ohne Eingriffe des Menschen nach ihren eigenen Regeln entwickeln. So können langfristig typische Strukturen alter Wälder entstehen. Vom Keimling über den uralten Baum bis hin zum verfallenden Totholz sind hier alle Phasen der Waldentwicklung vorhanden. Das bietet gleich mehrere Vorteile. Zum einen entstehen durch die lebenden, aber auch durch die abgestorbenen Bäume sehr hohe Biomassevorräte, mittels derer große Mengen Kohlenstoff gespeichert werden. Dabei gilt: Je älter die Bäume sind, desto stärker nimmt die Biomasse im Wald zu. Das wiederum erhöht die Speicherkapazität für Kohlenstoff, denn die Kohlenstoffvorräte der oberirdischen Biomasse sind am größten in der Alters- und Zerfallsphase. Im Naturwald werden Bäume nicht wie in Wirtschaftswäldern mit 100 bis 200 Jahren geerntet, sondern können ihr natürliches Alter von etwa 300 Jahre für Buchen und bis zu 900 Jahre für Eichen erreichen. Laut der dritten Bundeswaldinventur (2012) liegt der Anteil alter Bäume über 160 Jahre in Wirtschaftswäldern nur bei etwas drei Prozent des gesamten Baumbestandes.

 

Waldboden als Kohlenstoff- und Wasserspeicher

Auch die Böden intakter, naturbelassener Wälder speichern große Mengen Kohlenstoff. Indem Totholz zersetzt wird, erhöht sich der Humusanteil und damit auch der Kohlenstoffvorrat im Erdreich. Die Anreicherung von Biomasse entzieht der Atmosphäre rasch Kohlenstoff und gilt damit als eine „Sofortmaßnahme“ beim Klimaschutz. Darüber hinaus wirken Humus und Totholz wie Schwämme und steigern die Fähigkeit des Bodens, Wasser zu speichern. Die Verdunstung des Wassers wirkt kühlend auf den Wald und seine Umgebung. So kann er sich bei starker Hitze selbst schützen und erhalten. Je älter und artenreicher ein Wald ist, desto besser kommt er mit Klimaschwankungen zurecht. Da die Bäume den Boden mit dichtem Wurzelgeflecht durchdrungen haben, können sie auch tiefer liegendes Wasser erreichen; Nährstoffe werden besser verteilt. Dadurch übersteht der Wald selbst längere Trockenperioden. Und von seiner Fähigkeit, die Umgebungsluft zu kühlen, profitiert auch der Mensch.

 
Genetische Vielfalt sichert Überleben

Zugleich erhält der sich immer wieder selbst erneuernde und verändernde Naturwald die Chance, sich aufgrund seiner großen genetischer Vielfalt selbst um sein Überleben zu kümmern. Zum Beispiel können sich Bäume, die mit Trockenheit besser umgehen können, als ihre Artgenossen, besser im Wald durchsetzen. Sie können dadurch ihr Erbgut weitergeben und das Fortbestehen der Art sichern. Wissenschaftler denken, dass Wälder mit standortgerechten Baumarten, diversen Waldstrukturen und einem großen Genpool aus natürlicher Verjüngung am besten vorbereitet sind, um mit veränderten klimatischen Bedingungen zurecht zu kommen.

 
Größerer Artenreichtum

Indem sich in einem Naturwald Teile des Waldes immer wieder in anderen Entwicklungsstadien befinden, entstehen vielfältige und artenreiche Waldökosysteme. Etwa ein Fünftel der gefährdeten Arten auf den Roten Listen sind auf diese dynamischen Stadien angewiesen.

Im Laufe der Zeit entstehen in einem sich formenden Naturwald Lebensformen, die ihn zugleich in seinen natürlichen Lebenszyklen unterstützen: Flechten, Pilze und Moose, Mikroorganismen, Insekten und Tiere sowie unterschiedlichste Pflanzenarten, die erst mit der Zeit wieder heimisch in diesen Waldungen werden. Für viele von ihnen sind alte Wälder mit ihren zahlreichen Klein- und Kleinstlebensräume wie Höhlen, abgeplatzte Borke oder aufgestellte Wurzelteller überlebenswichtig. Totholz zum Beispiel stellt die Lebensgrundlage für eine Vielzahl von zumeist geschützten Arten dar. Dazu gehören Spechte und Fledermäuse sowie Insekten, Pilze und Moose, die sich auf seine Zersetzung spezialisiert haben. Alleine 1.300 Käfer- und 1.500 Pilzarten sind in Deutschland vom Lebensraum Totholz abhängig.

 
Bundesregierung unterstützt Naturwald-Programm

Aufgrund ihrer Bedeutung für Klima- und Artenschutz sollten bewirtschaftungsfreie Wälder  als „Hotspots“ der Biodiversität in den Gesamtwald integriert werden oder in eine sinnvolle Biotopvernetzung eingebunden werden. So können sich Arten aus den Naturwäldern auch in anderen Waldbereichen verbreiten und auf lange Sicht die Widerstandsfähigkeit der Waldsysteme stärken. Das sieht auch die Bundesregierung so. Sie hat zum Schutz der biologischen Vielfalt schon 2007 beschlossen, bis 2020 insgesamt fünf Prozent des Waldes sich selbst zu überlassen. Bisher sind allerdings nur 2,8 Prozent der Waldfläche als Naturwälder ausgewiesen.